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Po­di­ums­dis­kus­si­on über Eva­lua­ti­on in der me­di­zi­ni­schen In­for­ma­tik

14.08.2020, For­schung :

Das Institut DigiHealth veranstaltete am 3. Juli 2020 die Online-Podiumsdiskussion “Evaluation in Medical Informatics: Using Examples from Different Domains to Form a Common Guideline”.

Hauptziel des Panels war es, den Teilnehmenden einen Überblick über Evaluationsmethoden zu geben, die gegenwärtig in verschiedenen Bereichen der medizinischen Informatik und verwandten Gebieten eingesetzt werden, und die Teilnehmer für die derzeit existierenden Schwachpunkte dieser Methoden zu sensibilisieren. Außerdem ging es darum, die Teilnehmer über die aktuelle Forschung zu informieren, die darauf hinzielt, Evaluationsmethoden in der Medizininformatik mit einer ganzheitlichen Sichtweise zu verbessern. Die unterschiedlichen Hintergründe der Podiumsteilnehmer, die von der Medizin und dem öffentlichen Gesundheitswesen bis hin zur medizinischen Informatik und den Wirtschaftswissenschaften reichten, verdeutlichten den interdisziplinären Charakter der medizinischen Informatik.

Nach einer kurzen Einführung in das Thema und Vorstellung der Diskussionsteilnehmer/-innen durch Diskussionsmoderator Felix Holl vom Institut DigiHealth der HNU hielt Marina Fotteler die erste Präsentation, in der sie die Ergebnisse ihrer Arbeit zur Zusammentragung und Beurteilung verschiedener Technologien für das „Ambient Assisted Living (AAL)“ vorstellte. Des Weiteren sprach sie Empfehlungen für neue Bewertungsansätze für die Technologien aus.

Felix Holl gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Evaluation von mHealth-Anwendungen. Nachdem er die aktuellen Defizite aufzeigte, stellte er für die Teilnehmer die aktuellen Entwicklungen rund um das deutsche Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) dar. Er ging unter anderem darauf ein, wie die Evaluation mobiler Gesundheitsanwendungen derzeit im Rahmen des Gesetzes umgesetzt wird.

Stefan Müller-Mielitz, Geschäftsführer der IEKF GmbH und enger Mitarbeiter des DigiHealth-Instituts, stellte die Arbeit der Arbeitsgruppe eHealth der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie (dggö) zur Entwicklung einer 12-Punkte-Roadmap für die ökonomische Analyse von eHealth-Projekten vor.

Als letzter Vortragender hob Walter Swoboda, Direktor des Instituts DigiHealth, den Unterschied zwischen einer klassischen Bewertung neuer Behandlungsmethoden und von Arzneimitteln im Vergleich zur Bewertung digitaler Technologien in der Medizin hervor. Er beschrieb mehrere verschiedene Aspekte und gab ein Beispiel aus seiner Amtszeit als Leiter der Medizintechnik und IT am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo vor der Einführung eines digitalen Dokumentationssystems für Vitalparameter eine ganzheitliche Bewertung durchgeführt worden war. Abschließend ging er auf seinen Standpunkt und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Bewertungsrahmens für eHealth-Anwendungen ein.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussionen wurden die Teilnehmer gebeten, Fragen an die Panel-Mitglieder zu stellen und ihre Standpunkte mitzuteilen. Sowohl unter den Panel-Mitgliedern als auch unter den Teilnehmern (aus den Niederlanden, Malaysia und Deutschland) herrschte Konsens darüber, dass die derzeitigen Evaluationsmethoden für digitale Lösungen in der Medizin noch nicht ausgereift sind und mehrere wichtige Aspekte vernachlässigt werden. Felix Holl moderierte die Podiumsdiskussion mit einer Reihe von Leitfragen sowohl an die Diskussionsteilnehmer als auch an die Panel-Mitglieder.

In einem nächsten Schritt sollen die Ergebnisse der Podiumsdiskussion bei einer wissenschaftlichen Zeitschrift zur Publikation eingereicht werden. Die Teilnehmer waren sich insgesamt einig, dass die Entwicklung neuer Evaluationsmethoden für eHealth auf die Forschungsagenda gesetzt werden sollte. Prof. Swoboda schloss die Podiumsdiskussion mit den Worten: „Das Wichtigste ist, dass wir als wissenschaftliche Gemeinschaft versuchen müssen, einen neuen, ganzheitlichen Evaluationsstandard zu etablieren, der auf breiter Basis angewendet und validiert wird“.

Das Panel war ursprünglich bei der Konferenz „Medical Informatics Europe 2020“, die von der Europäischen Föderation für Medizinische Informatik (EFMI) organisiert wurde, eingereicht und angenommen worden und sollte ursprünglich im April 2020 in Genf stattfinden. Leider wurde die Konferenz später aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt. Das Panel wurde dann jedoch online als Teil der EFMI-Webinar-Reihe im Juli 2020 in Verbindung mit der „International Conference on Informatics, Management, and Technology in Healthcare (ICIMTH) 2020“ abgehalten.

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Bilder: Felix Holl, DigiHealth Institute.